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Programm - Musikalische Stadtführung

Im Westen nichts Neues

Der amerikanische Stummfilm "Im Westen nichts Neues" aus dem Jahre 1930 erzählt die Geschichte des jungen Gymnasiasten Paul, welcher während des ersten Weltkrieges für Deutschland in den Krieg zieht.

Wilfried Kaets nutzt für seine neue Musikfassung die besonderen klanglichen Möglichkeiten der renovierten, durch elektronische Klangfarben und Computerschnittstelle erweiterten Klais-Orgel und hat eine zeitgenössische Filmmusik komponiert, die den alten kraftvollen und doch bis heute stilbildenden Bildern respektvoll Raum lässt und ihnen dennoch einen eigengesetzlichen neuen Atem einhaucht.

Der zum Erklingen kommende Ausschnitt aus der Filmmusik nimmt Bezug auf den ersten Fronteinsatz des jungen Paul.
Die Atmosphäre von stiller Angst bis zum heftigen Sturmangriff auf die Schlachtengräben der Soldaten stellt sich auch ohne Bilder ein.

Gérard Grisey

Gérard GriseyGérard Grisey (* 17. Juni 1946 in Belfort; † 11. November 1998 in Paris) war ein französischer Komponist und Mitglied der Gruppe l’Itinéraire (die Route).

1963 studierte er Akkordeon am Hochschulinstitut für Musik Trossingen, bevor er 1965 an das Pariser Konservatorium wechselte. Dort besuchte er von 1968 bis 1972 die Kompositionsklasse von Olivier Messiaen, nahm im Jahre 1968 Unterricht bei Henri Dutilleux an der École Normale de Musique de Paris und beschäftigte sich mit elektro-akustischen Techniken bei Jean-Étienne Marie.

1972 nahm er an den Seminaren von György Ligeti, Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis während der Darmstädter Ferienkurse teil. Im Jahr 1973 war Grisey  einer der führenden Köpfe bei der Gründung der Gruppe l’Itinéraire.

Im Anschluss an seinen Aufenthalt in der Villa Medici besuchte er bis 1975 Kurse über Akustik bei Émile Leipp an der Université de Jussieu, die zur Grundlage seine späteren Untersuchungen klanglicher Phänomene werden sollten.

Ab 1982 lehrte er in Berkeley an der University of California. 1986 erhielt er den Ruf an das Pariser Konservatorium als Professor für Instrumentation und Komposition. Er starb unerwartet an einem Hirnschlag am 11. November 1998 in Paris.

Neben Tristan Murail ist Grisey einer der Hauptvertreter der Spektralmusik in der Neuen Musik.

Giacinto Scelsi

Giacinto ScelsiGiacinto Scelsi (* 8. Januar 1905 in La Spezia, Italien; † 9. August 1988 in Rom; vollständiger Titel und Name: Conte Giacinto Francesco Maria Scelsi d’Ayala Valva) war ein italienischer Komponist und Dichter.

Scelsi selbst war immer bemüht, keine Details über sein Leben in die Öffentlichkeit dringen zu lassen bzw. betrieb sogar bewusste Fälschungen. Als gesichert gelten dürfen folgende Eckdaten:
Giacinto Scelsi, Graf von d’Ayala Valva, stammte aus altem süditalienischem Adel. Seine frühen Jahre sind nur bruchstückhaft bekannt. In seiner Jugend studierte er Komposition und Harmonielehre bei Giacinto Sallustio in Rom.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre ging er nach Paris, führte das Leben eines Dandys in Paris und London und heiratete eine englische Adelige aus der Verwandtschaft des britischen Königshauses, die sich bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von ihm trennte. Er hatte engen Kontakt zum Kreis der französischen Surrealisten um Paul Éluard, Salvador Dalí und Henri Michaux.

Anfang der 1930er Jahre studierte er bei dem Skrjabin-Anhänger Egon Köhler in Genf und 1935/1936 Zwölftontechnik bei dem Schönberg-Schüler Walter Klein in Wien. Er unternahm zahlreiche Reisen, u.a. nach Afrika und dem Fernen Osten.

Ab 1952 lebte er zurückgezogen in Rom, seine Musik fand zunächst wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Erst in den 1980er Jahren kam es vermehrt zu Aufführungen, es setzte nun eine rege Rezeption und Diskussion seiner Musik ein.

Scelsi schuf ein sehr eigenwilliges Werk, das nicht in die zeitgenössischen Strömungen der Moderne passt. Seine Kompositionen widersprechen der europäischen Tradition einer Kompositionspraxis, sie fußen weder auf traditionellen Satztechniken noch besitzen sie eine Nähe zu Konzepten der musikalischen Moderne.

Er entwickelte eine Vorstellung vom „sphärischen“ Klang, die er durch mikrotonale Elemente in seiner Musik umzusetzen bestrebt war. Zudem verabscheute er das Tonsetzen. Eine große Vielzahl seiner Werke entstand daher in einer Art intuitiver Improvisation, die er auf dem Klavier oder einer Ondioline (einem frühen elektronischen Musikinstrument) spielte. Diese „Improvisationen“ schnitt Scelsi auf Tonband mit und ließ sie anschließend von (zumeist unbekannt gebliebenen) Komponisten in Notenschrift übertragen.

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